Wandern ist etwas wunderschönes. Und etwas endloses. Man ist nie fertig damit. Es geht immer weiter und du wirst nie alles sehen können. Und genau darum wurden viele Bücher übers Wandern geschrieben. 13 davon stelle ich dir hier vor.
„Der Sinn des Reisens ist es, an ein Ziel zu kommen, der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.“
Theodor Heuss, erster Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, 1884 – 1963
Ich habe schon an anderer Stelle über „Bücher die dich weiterbringen“ geschrieben. Diesmal soll es aber um Bücher gehen, die einem auf ganz andere Art weit bringen. So weit, dass du deine Schuhe schnüren und loslaufen willst.
Alleine, draussen in der Natur, vielleicht beim Wildcampen ein Buch zu lesen ist etwas wunderbares. Und auch wenn ich versuche eicht zu packen – ein Buch findet immer einen Platz im Rucksack.
Kein Schritt umsonst – Philipp Fuge
3325 Kilometer in 150 Tagen. Von einem Mann und einer Idee, die ihn nicht mehr los lässt. Mit etwas Selbstzweifel aber guter Vorbereitung und 25kg auf dem Rücken geht es los – von Berlin ans Nordkap.
Ein Leben, nur mit dem nötigsten. Langsam. Wer den Norden mag, wird „kein Schritt umsonst“ lieben.
Tiefgreifende Gedanken von einem der sich aufmacht um zu wandern. Bescheiden, lustig und regt zum Nachdenken an.
Der grosse Trip – Cheryl Strayed
Den Film mit Reese Witherspoon dürfen die Meisten kennen. Eine Frau, die beschliesst, sich ihren Abgründen zu stellen. Sie verliert die Kontrolle über ihr Leben. Und als einzigen Weg raus, nimmt sie den Pacific Crest Trail in Angriff.
Über 4000 km durch die USA, mit allen Leiden, Freuden, Höhen und Tiefen – und ohne Wandererfahrung – versucht sie wieder sich selber zu werden.
Je mehr man sich mit dem Buch und dem Hauptcharakter Cheryl beschäftigt, desto besser wird es.
Allein durch die Wildnis – Sarah Marquis
1000 Tage zu Fuss von Sibirien nach Südaustralien.
Sarah Marquis, eine Schweizer Abenteuerin wie sie im Buche steht.
Ein wahnsinniges Abenteuer, ohne Frage. Leider ist das Buch etwas sachlich gehalten – und viele Themen werden nur oberflächlich angeschnitten. Und man muss hier wissen: das ist ihr Beruf. Sie ist keine Cheryl, die ihr Leben hinterfragt auf ihrem Weg, sondern jemand, der mit Abenteuern Geld verdient.
Dennoch: wer wissen will, was ihn auf so einer Reise erwarten könnte, ist hier genau richtig.
Gehen. Weiter gehen. – Erling Kagge
Der Mensch ging, bevor er Feuer machen oder sprechen konnte.
Kagge geht viel – sehr viel. Eines der Bücher übers Wandern, das alle Facetten davon einfängt.
Er schildert seine Gedanken beim Gang durch den Park, bei 40 Tagen Fussmarsch in Eis und Schnee. Er lässt Philosophen und Autoren zu Wort kommen. Und wer seiner Anleitung folgt, dem werden reichhaltige Erfahrungen beschert.
Ein Buch das keine Wanderung beschriebt, sondern das gehen an sich von allen Seiten beleuchtet.
Der Salzpfad – Raynor Winn
Auf den ersten Blick ein Buch über den berühmten Küsten-Trail South West Coast Path. Wer das Buch aber darum kauft, der wird wohl enttäuscht. Wer aber ein Buch über zwei Menschen, die ihre Existenzgrundlage verlieren und dazu noch eine vernichtende Diagnose gestellt bekommen, der ist hier richtig.
Wer sich in diese Situation versetzen kann, findet eine spannende Geschichte von zwei Menschen, die sich etwas blindlings aufmachen. Ohne GPS, ohne Geld und ohne Training. Auf einen herausfordernden Trail und eine spannende Geschichte.
Wenn man sich darauf einlässt ein grossartiges Buch über ein grosses Abenteuer. Eine absolute Empfehlung.
Ich bin dann mal weg – Hape Kerkeling
Im Stil eines Tagebuchs – über den Jakobsweg von Saint-Pied-de-Port in Frankreich nach Santiago di Compostela.
Hape nimmt dich mit auf seinem Weg. Das Buch ist so geschrieben, dass es sich ein wenig anfühlt, als wärst du mit ihm unterwegs. Du triffst mit ihm allerhand kauzige Gestalten, erlebst seltsame Erlebnisse und er gibt dir die Weisheiten mit auf den Weg, die er unterwegs gefunden hat.
Und das macht er wahnsinnig unterhaltsam!
100 Wochen auf Platz 1 der Beststellerliste und über 4 Millionen verkaufte Exemplare sprechen für sich. In unserem Sprachraum wohl eines der meistgelesenen Bücher übers Wandern.
Laufen. Essen. Schlafen. – Christine Thürmer
Die Königin der deutschen Wanderer. Als sie 2004 ihren Job verlor, hat sie beschlossen sich eine Auszeit zu nehmen und zu wandern. Und hat einfach nicht damit aufgehört.
Und seit da hat sie 43 000 Kilometer zu Fuss, 30 000 Kilometer mit dem Fahrrad und 6500 Kilometer mit dem Boot zurückgelegt. Laufen. Essen. Schlafen. ist quasi der Beginn ihrer Reise. Von der untrainierten Managerin zur Trägerin der Tiple Crown of Hiking.
Es reicht zwar nicht um danach alles über den Pacific Crest Trail, den Continental Divide Trail oder den Appalachian Trail zu wissen – aber das Abenteuer in Buchform ist das Lesen wert.
Picknick mit Bären – Bill Bryson
Im Jahre 1996 wandern Bill Bryson und ein ehemaliger Schulfreund den über 3300 Kilometer langen Appalachian Trail an der amerikanischen Ostküste entlang.
Ihre unterwegs gewonnenen Eindrücke, ihre Erlebnisse und die Erfahrungen, die die beiden Wanderer machen, schildert Bryson ausführlich in seinem Roman „Picknick mit Bären“. Unterhaltsam, humorvoll und selbstironisch. Und dennoch hat das Buch seriösen Charakter. Bären kommen wieder erwarten nicht vor.
Auch für Nichtwanderer äusserst unterhaltsam. Für Wanderer schon fast ein Muss.
Norwegen der Länge nach – Simon Michalowicz
Wer sich Norwegen auf der Karte schon einmal angesehen hat, weiss: Norwegen ist ziemlich lang.
Von einem der ein ganz normales Leben führt, so wie die meisten von uns. Bis ihn die Abenteuerlust packt. Norwegen der Länge nach ist nicht einfach – es gibt nämlich keine fixe Route. Die Vorbereitung ist also enorm.
Ein bisschen Roman, Abenteuerbericht und Wanderführer. Und das schöne: Simon ist kein Abenteurer aus dem Bilderbuch, sondern ein ganz normaler Typ – und genau damit hat er mich erreicht.
Geht doch! – Uli Hauser
Uli Hauser schreibt über eine Wanderung von Hamburg nach Rom. Es will ein bischen alles sein. Reisebericht, Tagebuch, Hintergrundwissen zum Gehen, Berichte über Begegnungen und mehr.
Ehrlich: Geht doch! ist Geschmackssache. Es ist in einem etwas verstaubten Stil geschrieben, manchmal ist es etwas konfus. Viele angefangene Gedanken, die manchmal nicht fertig werden – oder nur aus Halbsätzen bestehen.
Da es aber eben auch sehr viele, sehr gute Rezensionen hat, will ich es hier dennoch aufführen.
Einfach losgehen – Bertram Weisshaar
Geographie, Philosophie, Beschreibungen, Poesie, Kritik, Gesellschaftspolitik, Wirtschaft – und alles in Zusammenhang mit dem Laufen und Gehen.
Bertram Weisshaar ist quasi „Spaziergangsforscher“. Viele Tipps zu Wegen und Wanderungen, viele Gedanken und Anregungen. Gut strukturiert, vielleicht ein bisschen viel verschiedenes für die Menge an Buch.
Für den, der sich darauf einlässt und laufen nicht nur als Sport ansieht aber wirklich lesenswert.
Alpensolo – Ana Zirner
60 Tage und Nächte unter freiem Himmel. Von Ljubljana in Slowenien via Österreich, Italien und die Schweiz nach Grenoble in Frankreich. Alleine.
Ana hat zu wenig Zeit für ihre Liebe zu den Bergen. Darum nimmt sie sich und überquert die Alpen von Ost nach West. Wie viele Wanderer, die solche weitern Strecken auf sich nehmen, ist auch sie wenig auf der Suche.
Sie schafft es, ihre Liebe zu den Bergen schön zu beschreiben. Und sie spickt das Buch mit kleinen Kapiteln über Sachwissen wie Gletscher oder Nachhaltigkeit.
Gerade für Frauen, die mal alleine raus wollen eine tolle Lektüre.
Wanderlust – Rebecca Solnit
Rebecca Solnit – eine junge, feministische Kulturhistorikerin.
Gegen das Laufband, oder so. Angefangen dort wo sich der Mensch aufrichtet über alle mögliche Themen, die mit dem Akt des Gehens in Verbindung stehen. Sie schafft es, immer wieder auch politische Bezüge zu nehmen. Rassismus, Feminismus und so weiter. Bis hin zu ihrem Erzfeind, dem Fitnessstudio, im besonderen dem Laufband.
Der Zusammenhang zwischen gehen und Denken in all seinen Facetten. Kann nun, gut 20 Jahre nach seinem Erscheinen als Klassiker der modernen Englischsprachigen Literatur bezeichnet werden.
Bücher übers Wandern – Fazit
Es wurden viele Bücher übers Wandern geschrieben. Und nicht alle sind gut. Nicht jedes ist für jeden Geschmack. Bei diesen 13 Werken sollte für jeden etwas dabei sein. Vom Wanderinteressierten, dem der sich selber finden will, dem Historiker und eigentlich auch für alle andern.