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Fan Dance – Ein Fitness-Test für Erwachsene

Die Britische SAS testet die Fitness ihrer Soldaten mit Eilmärschen wie dem Fan Dance. Was die können, kann ich auch. am besten zwei Mal kurz hintereinander. So oder ähnlich war wohl der Gedanke, als ich mich bereit erklärte den Fan Dance Black Edition zu absolvieren.

Inhalt:

  • Was ist der Fan Dance?
  • Kategorien
    • Load Bearing oder Clean Fatigue?
      • Load Bearing
      • Clean Fatigue
    • Fan Dance
    • High Moon
    • Woodhouse Edition
    • Double Tap
    • Black Edition
    • Fan Dance Trident
  • Das Abenteuer Fan Dance – Black Edition
    • Warum? Der Weg nach Wales
    • Fan Dance – los geht’s
    • High Moon – das Ganze noch im Dunkeln
  • Fazit – Fan Dance

Was ist der Fan Dance?

Der Fan Dance ist Teil der Fitness- und Navigationsselektion der britischen SAS – einem Teil der Britischen Spezialkräfte. Schauplatz ist der Berg Pen y Fan in Wales. Der Pen y Fan ist der höchste Berg in Südwales, mit „gerade einmal“ 886m. Die haben es aber ziemlich in sich. Also nicht täuschen lassen.

Höhepunkt des Laufes ist die sogenannte Jacobs Ladder. Ein Aufstieg der es in sich hat. Ewig lang, wahnsinnig Steil, mit Stufen, die nicht nur den Körper, sondern auch noch den Kopf in Anspruch nehmen.

Da der Fan Dance in seiner Ausführung am Tag (zur Nacht-Version später mehr) Ein „hin und zurück“-Lauf ist, darfst du sie gleich zwei Mal sehen. Abwärts auf dem Hinweg, Aufwärts auf dem Rückweg. Ein Grund den Rückweg gar nicht erst antreten zu wollen, da du schon weisst was deine müden Beine erwartet.

Kategorien

Nebst dem Auswahlmarsch der SAS wird der Event auch kommerziell in unterschiedlichen Kategorien und Kombinationen angeboten.

Load Bearing oder Clean Fatigue?

Alle Kategorien werden in 2 Varianten durchgeführt. Load Bearing mit einem sehr grossen, sehr schweren Rucksack, oder Clean Fatigue, die Trailläufer-Kategorie.

Load Bearing

35lb (15.9kg) Mindestgewicht muss mitgeführt werden – exklusiv Wasser und Verpflegung, das kommt noch oben drauf. Für die weiblichen Teilnehmerinnen und Männer über 46 Jahre müssen 25lg (10.9kg) auf dem Rücken getragen werden.

Das bedeutet aber nicht, dass du deinen Rucksack einfach mit Steinen füllst – die Packliste mit obligatorischem Material, die du einige Woche vor dem Start bekommst, ist ziemlich lang.

Clean Fatigue

Clean Fatigue ist die Bezeichnung für einen leichten Fallschirmabsprung ohne Zusatzgepäck. Für den Fan Dance bedeutet das: keine Gewichtsvorschriften. Ein kleines Notfall-Biwak, eine Rettungsdecke., Wasser, eine Pfeife, etwas Ersatzkleidung, eine Regenjacke und weiteres solches Notfallmaterial muss aber mitgeführt werden.

Fan Dance

Der klassische Lauf in seiner „Standard-Ausführung“. Hin und zurück, 23.1km. Die Kategorien Clean Fatigue und Load Bearing starten etwas zeitversetzt.

Keine Verpflegungsposten, ausser Wasser beim Wendepunkt. Dort wird dir auch kurz in die Augen geschaut, ob du noch fit genug für den Rückweg bist. Es existiert eine Zeitlimite, für den Wegpunkt. Erreichst du sie nicht, ist hier fertig.

Die Nacht-Variante des Laufes. Start: 22:00 Uhr. Eine etwas andere Route, die aber auch über den Pen y Fan führt. 17.9 km. Dunkel und windig. Auch wenn die Jacob’s Ladder nur abwärts gelaufen wird, der Aufstieg auf dem Rückweg ist mindestens so anspruchsvoll, wenn auch nicht so bekannt.

Die Route ist mit kleinen Leuchtsignalen markiert. Unterwegs begegnest dem einen oder anderen Sicherheitsposten – das wars mit der sozialen Interaktion. 18 sehr harte Kilometer, versprochen.

Woodhouse Edition

28km, 1500 Meter Höhenunterschied. Drei Mal über den Pen y Fan. Wenn dir der Fan Dance oder die High Moon Variante nicht bärtig genug war, ist das der nächste Schritt.

Aber: um hier teilnehmen zu können, musst du ein Fan Dance Veteran sein und den Lauf mindestens schon einmal erfolgreich abgeschlossen haben.

Double Tap

Du hast noch nicht genug? Mach den FD einfach zwei Mal – das Wochenende hat schliesslich zwei Tage. Gratulation, du hast gerade einen Berg-Marathon in etwas mehr als 24 Stunden geschafft.

Black Edition

Eine ganze Nacht Pause ist dir zu viel? Die Black Edition beinhaltet einen Fan Dance am Morgen und einen High Moon am Abend. Wie sich das anfühlt, das erfährst du im Erfahrungsbericht weiter unten.

Fan Dance Trident

Nach dem Double Tap und der Black Edition ist klar was hier folgt: einen Fan Dance am Morgen, High Moon in der Nacht und am nächsten Morgen gleich noch einmal einen Fan Dance.

Wahnsinnig? Ja. Schmerzhaft? Hell Yes. Aber geil!

Das Abenteuer Fan Dance – Black Edition

„Normale“ Läufe starten mit Schreckschusspistolen, oder Pfeifen, oder? Der Fan Dance beginnt damit, dass einer einen Sprengkörper ins Feld wirft. Army-Style.

Warum? Der Weg nach Wales

Aber erst einmal ein bisschen zurück.

Zwei Freunde, die beide schon mehrfach am Fan Dance teilgenommen haben, haben mich mit auf die Reise nach Wales geschleppt. Für absurd erscheinende Ideen bin ich immer offen. Auch wenn die beiden wohl die schweren Rucksäcke bevorzugt hätten, haben wir uns auf Clean Fatigue geeinigt. Und weil sie den „normalen“ Event schon in den Büchern hatten wurde es halt Black Out. Wäre ja sonst langweilig.

Nach der Anmeldung, einige Wochen vor dem Event, folgt vom Veranstalter die Packliste. Also erst einmal Shopping.

Weil der Event quasi „self supported“ ist, muss einiges an Ausrüstung mitgeführt werden. Ein Notfall-Bivi, beispielsweise habe ich nicht. Eine Rettungsdecke muss reichen. Kompass? Check. Ersatzkleider, Check. Regenjacke? Passt. Alles andere: passt. Also, auf nach Wales.

Das Hotel meiner Freunde: leider schon ausgebucht. Ich buche eines „ganz in der Nähe“ (dazu später mehr). Wir buchen noch ein Auto für den Weg vom Flughafen nach Merthyr Tydfil, wo wir übernachten wollen.

Und schon sitzen wir im Flugzeug.

In Wales stellen wir erst einmal fest, dass mein Hotel nicht „in der Nähe“, sondern etwa eine Stunde Fahrt weg ist. In Brecon – falsche Seite des Nationalparks. Dumm. Also fahren wir zu dritt in das Hotel meiner Freunde und dürfen mit etwas grummeln, zu dritt das Doppelzimmer beziehen. Glück gehabt.

Wir packen unsere Sachen, gehen in die Stadt einkaufen und fahren zum Check-in.
Tipp: mach das am Abend vorher, so wie wir! Da hat sich nämlich gezeigt, dass die Rettungsdecke kein Bivi-Bag Ersatz ist. Ohne vollständiges Material keine Starterlaubnis. Militärische Präzision eben.

Meine Freunde checken also ein – und ich darf mir einen Bivi-Bag aus dem Hut zaubern. (Was ich auch schaffe, wie durch ein Wunder.)

Fan Dance – los geht’s

Früh aus den Federn. Start um 08:00. Ein stärkendes Frühstück, alle Flaschen und Camelbags füllen, Futter einpacken und schon stehen wir am Start.

Wir sind früh da und sehen gerade noch die Load Bearing Männer und Frauen mit ihren riesen Rucksäcken davonziehen.

Die rote Telefonzelle markiert den Start. Wenn du durch das Gatter durch bist, gibt es kein Zurück mehr.

Nach einer kurzen Ansprache durch Ken Jones, den Gründer und das Gesicht von AEE, dem Organisator des Rennes, ist es so weit….

Da schmeisst einer mit Sprengstoff. Was für ein Startsignal.

Es ist neblig. Steil. Aber schon auf dem Gipfel des Pen y Fan habe ich die ersten mit grossen Rucksäcken eingeholt. Meine roten Schuhe verleihen mir Flügel. Bald schon der Half-way-Point. Etwas Wasser, etwas Kleines zwischen die Zähne und los geht’s zurück.

Die Jacob’s Ladder hat es in sich – auf dem Rückweg wird sie plötzlich lang. Sehr lang. Und sehr steil. Ich winde mich vorbei an all denen, die sich mit 20kg und mehr auf dem Rücken da hoch quälen. Und auf dem „Berg“ muss das Foto sein, Zeit hin oder her.

Nach 3:51 bin ich im Ziel. Ist das eine gute Zeit? Ich weiss es nicht. Hat mit aber Platz 12 in meiner Kategorie beschert, was ich für ganz okay halte. Besonders weil meine Uhr mir im Ziel gratuliert hat, dass sei der bisher längste Lauf gewesen.

Jetzt wars das aber noch nicht… in ein paar Stunden geht es weiter.

High Moon – das Ganze noch im Dunkeln

Einer meiner Freude wirft das Handtuch. Sein Rücken macht nicht mit. Aber: den Lauf am Morgen hat er mit Schmerzen ins Ziel gebracht. Harter Krieger! Nun gut – da waren es nur noch zwei.

Essen, Duschen und ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Alles wieder auffüllen, frische Kleider überziehen und noch mal Essen. Wir spüren beide unsere Knie. Und nach dem kurzen Nickerchen spüren wir beide schon einen leichten Muskelkater.

Aber wir wollen das. Und so stehen wir kurz vor 22 Uhr wieder an der roten Telefonzelle. Diesmal etwas wärmer eingepackt.

Nach einem erneuten Knall laufen wir los. Mit „Rennen“ ist nicht mehr viel. Aber zügig machen wir uns auf den Weg auf den Pen y Fan. Eine lange Lichterkette von Stirnlampen schlängelt sich den Berg hoch und auf der anderen Seite wieder runter.

Kurz vor dem Wendepunkt vom Vormittag, zweigt diesmal der Weg ab und geht gerade in eine sehr steile Wand über. Eine Art Treppe mit viel zu hohen Tritten zieht uns die Lebensgeister aus den Beinen. Und oben angekommen wird es zwar flach, aber sehr kalt und sehr sehr windig.

Langsam spüren wir beide, dass der Morgen seine Spuren hinterlassen hat. Die Knie verweigern den Dienst. Wie Messerstiche zieht sich der Schmerz durch die Knie. Und leider geht es von hier an nur noch bergab. Es gibt kein zurück. Also gehen wir, teil rückwärts mit Pausen. Aber wir gehen. Und nach traurigen 4:30 sind wir endlich im Ziel.

Fazit – Fan Dance

Der Fan Dance hat sich gelohnt. Ein Abenteuer an einem Wochenende. Die Belohnung? Ein Badge pro Event und einen für die Black Out Combo. Ein Stück Stoff das man sich verdienen muss. Eines, das ich so schnell nicht vergessen werden.

Ein gut organisierter Event ohne Schnickschnack. Egal ob du Märsche magst, Trailrunner bist, deine Grenzen suchst oder nur etwas Sport im Vordergrund steht. Die Black Edition ist nicht streng genug? Mach den Trident. Wahlweise gibt es das alles auch im Januar, für die ganz harten.

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