Endlich können wir wieder raus. Laufen, Wandern, Radfahren oder Wildcampen. In den Wald, auf die Wiese. Aber wir sind nicht allein dort. Genau wie wir, hat auch die Zecke Saison. Die Zecke und der Mensch haben also etwa die gleiche Wandersaison… Alles was du über das ungeliebte Tier wissen musst.
Was ist eine Zecke eigentlich?
Erst einmal einige „Funfacts“: Sie gehören zu der Klasse der Spinnentiere. Schlechte Voraussetzungen, um zum beliebtesten Tier aufzusteigen. Weiter sind Zecken eine Milbenart – und die mag ja schon einmal niemand. Die in Europa am weitesten verbreitete Art hat zumindest einen lustigen Namen: „Gemeiner Holzbock“
Sie hat (wie es sich für etwas spinnenartiges gehört) acht Beine. Sie ist zwischen 2.5 um 4.5 Millimeter gross.
Zecken sind Parasiten – sie leben vom Blut ihrer Wirte. Sie bevorzugt gemässigtes Klima – ist aber äusserst anpassungsfähig was Höhe und Feuchtigkeit angeht. Sie lebt bevorzugt in Waldrändern, hecken, Büschen und in hohem Gras. Unter etwa 8 Grad Celsius fällt sie in eine Art Winterstarre und wird inaktiv.
Von Ihrem Lebensraum im hohen Gras oder in Büschen, springt sie auf Warmblüter wie den Mensch, Rehe, Hasen, Hunde, Füchse und so weiter. Mit ihrer Kieferklaue ritzt die Zecke eine Wunde in die Haut des Wirts. Anschliessend verankert sie den mit Widerhaken ausgestatteten Saugrüssel Hypostom in der Wunde. Durch das betäubende Sekret, dass beim Stich abgesondert wir, spüren wir diesen nicht einmal. Ebenso wird damit verhindert, dass das Blut gerinnt oder sich die verletzung entzündet.
Durch diesen Sekret-Austausch und das zurückfliessende Blut können aber Krankheiterreger wie FSME auf den Wirt übertragen werden.
Ist die Zecke voll (rund 200x ihr eigenes Körpergewicht), fällt sie vom Wirt ab und muss das aufgenommene Blut verdauen.
Krankheiten, die gefährlich werden können
Zwischen 5% und je nach Region bis zu 50% aller Zecken können Träger des Borrelia burgdorferi-Bakteriums sein. In der Schweiz erkranken daran rund 10‘000 Personen pro Jahr. Wird sie frühzeitig entdeckt, kann sie mit Antibiotika aber relativ gut behandelt werden.
Weiter können Zecken die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis übertragen. Besser bekannt unter dem Namen FSME. Rund 0.5% der zecken tragen den Virus in sich.
Was ist FSME?
Meningoenzephalitis ist eine Entzündung von Hirnhaut und Gehirn. FSME kann unter anderem Symptome wie grippeähnliche Beschwerden, Müdigkeit, Gelenkbeschwerden oder Kopfschmerzen auslösen. Auch ein Befall des zentralen Nervensystems ist möglich. Leider gibt es für die Behandlung von FSME keine spezifische Therapie. Die Behandlung kann lediglich die Beschwerden lindern. Es existiert jedoch eine Impfung, welche einen hohen Schutz gegen FSME bietet.
Schutz vor Zecken
Mit folgenden Tipps können Zeckenbisse verhindert werden:
- Aufenthalt im hohen Gras und Unterholz meiden.
- Dicht schliessende Kleider mit langen Ärmeln und Hosenbeinen tragen.
- Helle Kleidung tragen, auf denen Zecken besser und schneller erkennbar sind.
- Insektenabweisende Mittel verwenden.
- Nach jedem Spaziergang und Aufenthalt im Freien den Körper absuchen.
- Für alle, die in einem FSME-Risikogebiet wohnen oder dorthin reisen, wird die FSME-Impfung empfohlen.
Einen 100%-igen Zeckenschutz gibt es nicht. Besonders im Frühling und im Herbst beissen die kleinen Biester öfters.
Wie wird eine Zecke entfernt?
Wir eine Zecke am Körper entdeckt, sollte diese möglichst rasch entfernt werden. Wichtig ist aber nicht nur, dass die Zecke rasch entfernt wird, sondern auch wie. Je länger der Saugvorgang dauert, desto höher ist die Chance sich mit Borreliose zu infizieren.
Der FSME-Virus hingegen wird über den Speichel der Tiere übertragen und somit direkt beim Stich. Hier ist es wichtig sich vor dem Biss zu schützen oder geimpft zu sein.
- Nehmen Sie nach Möglichkeit ein Hilfsmittel wie eine feine Pinzette, Zeckenkarte oder Zeckenzange zur Hand
- Greifen Sie die Zecke so nahe an der Haut wie möglich, ohne sie zu quetschen
- Drehen Sie die Zecke nicht aus der Haut
- Ziehen Sie die Zecke langsam, nicht ruckartig, sondern durch kontinuierlichen Zug heraus
- Befindet sich der Stich an einer schwer erreichbaren Stelle, bitten Sie eine Person um Hilfe
- Vergessen Sie Hausmittel: Lassen Sie Nagellack, Öl, Alkohol oder Zahnpasta aussen vor: Mit diesen Mitteln lassen sich Zecken nicht einfacher entfernen, vielmehr erhöhen diese möglicherweise das Infektionsrisiko
- Die goldene Regel lautet: hautnah, langsam und kontrolliert
- Anschliessend die Einstichstelle desinfizieren, die Hände am besten gleich mit.
Es kann passieren, dass das Tier beim Entfernen «kaputtgeht» und der Kopf stecken bleibt. Das ist aber halb so schlimm. Der Körper wird das von selbst abstossen. Beobachte die Wunde – sollte sie sich entzünden ist der Gang zum Arzt oder Apotheker angebracht.
Wird ein Zeckenbiss festgestellt, notiere dir das Datum des Bisses. Die ersten paar Tage kann die Wunde noch entzündet sein. Wenn das aber nicht geschieht, oder sich die Wunde in den kommenden Wochen wieder entzündet, kann das auf Borreliose hindeuten und du solltest zum Arzt gehen.
Zecken bei Tieren
Hunde, Katzen, Pferde und co. sind deutlich häufiger von Zeckenstichen betroffen als wir Menschen. Sie kommen durch ihre Entdeckungstouren häufiger in Kontakt mit ihnen.
Sie können sich aber genau so mit Borreliose und FSME anstecken, wie wir Menschen. Wobei Katzen und Pferde weniger anfällig dafür sind.
Oft lassen erste Anzeichen wie Fieber oder Appetitlosigkeit nicht auf eine Infektion mit Borrelien schliessen. In vielen Fällen treten jedoch Monate später Entzündungen der Gelenke auf: Der Hund lahmt beim Gehen. Nur in seltenen Fällen betreffen Beschwerden verursacht durch Borrelien zudem Organe wie Herz oder Nieren. Besteht ein Verdacht auf Borreliose, kann der Hundehalter beim Tierarzt einen Test durchführen lassen. Bestätigt dieser den Verdacht und werden andere Krankheiten ausgeschlossen, kommt eine Therapie mit Antibiotika zum Einsatz.
Tiere erkranken aber dafür deutlich seltener an FSME als Menschen.
Tiere können mit Kautabletten, Auftropflösungen oder mit Zeckenhalsbänder geschützt werden. Sie wirken zuverlässig. Tasten Sie dennoch ihr Tier regelmässig ab und entfernen Sie die kleinen Biester. Je weniger lang eine Zecke an seinem Wirt ist, desto geringer das Risiko sich mit etwas zu infizieren.